Ja, wie hier auf der rechten Seite zu lesen ist, laufe ich jetzt schon
seit fast acht Jahren. Ich bin mittlerweile fürchterliche 31 Jahre alt,
woran man sieht, dass ich kein Läufer von Kindesbeinen an bin. In der
Schulzeit war Laufen für mich immer lästig. Meine Berührungen mit dem
Laufsport sahen damals so aus, dass uns gesagt wurde, dass ein 800m-Lauf
auf dem Schulplan steht und dieser nächste Woche im Stadion absolviert
werden sollte. Diese Information war jedoch mehr um uns darüber zu
informieren, dass wir in der nächsten Woche nicht in der Halle, sondern
auf der Bahn sein werden und wir somit auch ja unsere Draußen-Schuhe
einpacken sollten und weniger, um uns wirklich auf so eine Art Lauf
vorzubereiten. 800m sind für ein Kind im Alter von 12 Jahren sicherlich
ne ordentliche Strecke. Und wie läuft man diese Strecke, damit man eine
möglichst gute Zeit schafft? Niemand erklärte es uns, aber hinterher gab
es Noten auf die Endzeit. Zusätzlich wurden die Kinder gedemütigt, die
die 800m nicht am Stück rennen konnten (nicht absichtlich, aber doch
dadurch, das jeder sehen konnte, dass sie nicht fit waren). Das war also
in Etwa so, als würde man in der 5. Klasse den Kindern erzählen, dass
man nächste Woche eine Arbeit über Bruchrechnung schreibt - ihnen aber
nicht erklärt, wie man mit Brüchen rechnet. Vollkommen absurd, aber so
sah mein Sportunterricht aus. Und genau deswegen habe ich das Laufen
immer gehasst. Man rannte bis einem schwarz vor Augen wurde und auf den
letzten Metern hat man seine Beine nicht mehr gespürt. Das ist ja
eigentlich eine nette Erfahrung, hätte man sich damals nicht immer mit
anderen vergleichen und sich selbst von der unsportlichen Lehrerin sagen
lassen müssen, dass man ja nur Mittelmaß sei. Wenn man bis an die
Kotzgrenze gelaufen ist, ist das so ziemlich das Letzte was man hören
möchte. Nun gut, genug traumatische Erinnerungen aufgearbeitet. In der
Oberstufe ging das zwar genauso weiter, aber ich denke, das Prinzip ist
klar: Niemand hat einen je auf das Laufen vorbereitet. Man musste es tun
und dann wurde geschaut, wie man sich dabei schlug. Und logischerweise
schlug ich mich eher nicht so gut. Es gab Leute in meiner Klasse, die in
einem Leichtathletikverein waren oder solche, die von Natur aus gut auf
längeren Strecken unterwegs waren, weil sie leicht und klein und somit
flott waren. Ich war nie unsportlich - aber mein Fokus lag klar auf den
Ballsportarten und Laufen war auch dort immer nur Mittel zum Zweck. Auch
im Fußball- oder Tennisverein wurde uns nie erzählt, wie man wirklich
effektiv seine Kondition steigert. Trainingswissenschaftliche Höhepunkte
im Fußballverein waren: "Macht mal ne Ecke auf!" und: "Diese Woche ist
Saisonvorbereitung! Das heißt, wir laufen jetzt 20km, so schnell wir
können - das muss ja wohl für irgendwas gut sein!".
Kurz: Ich war kein Fan des Laufsports, aber ich fand die Vorstellung
faszinierend, 42km am Stück zu laufen. Natürlich wusste ich nicht wie
das gehen sollte und es war auch nur eine vage Phantasie einmal selbst
einen Marathon zu laufen. Als ich mir dann beim Fußball das Kreuzband
riss und daraufhin nach längerem Hin und Her zu dem Entschluss kam, mit
Ballsport aufzuhören, wollte ich der Laufsache eine Chance geben. Im
Fußball war ich immer relativ gut, ohne mich großartig anstrengen zu
müssen. Beim Laufen wusste ich gar nicht, wo ich stehe. Die Überlegung,
einen Marathon zu laufen, kam mir, nachdem ich aus Spaß an einem 10km
Lauf irgendwo in der Mainzer Pampa teilgenommen hatte. Ich wollte
einfach wissen, wie schnell ich so bin. Die Erfahrung, 10km am Stück bei
größtmöglicher Anstrengung durch zu rennen, fand ich unglaublich. Ich
war auch viel schneller als ich dachte und meldete mich daraufhin für
2007 beim Mainzer Marathon an. Und da ich mal jemanden sagen hörte, dass
man sich erst als Sportler bezeichnen könnte, wenn man einen Marathon
unter vier Stunden absolviert, steckte ich mir diese Zeit als Ziel.
Mein jüngerer Bruder hatte sich mal zwei Bücher über das Laufen gekauft,
die ich mir sogleich auslieh und zu lesen begann. Es waren auch
Trainingspläne vorhanden und ich lernte schnell, was wichtig beim
Lauftraining ist und wie man seine Leistung steigern kann. Ich hatte
damals nur ein halbes Jahr Zeit um mich auf den Marathon vorzubereiten
und heute würde ich sagen, dass ein solches Vorhaben eher unsinnig ist,
aber damals wusste ich es nicht besser. Also fing ich an zu trainieren
und mit jedem Lauftag stieg der Spaß am Laufen... naja das stimmt nicht
ganz. Es gibt Tage, da hasst man es, laufen zu gehen. Aber hinterher
fühlt man sich immer bessser - so geht es mir zumindest. Ich bin also
bis heute beim Laufen geblieben und betreibe es im Moment recht
intensiv. Und da einem während des Laufens Tausende Gedanken darüber im
Kopf herumschwirren, habe ich mir gedacht, ich schreibe sie hier mal auf
- und wenn ich das nur für mich tu'. Falls doch jemand mitliest: Ich
werde mal versuchen, meine verschiedenen Läufe chronologisch
einzuordnen, meine Erfahrungen dazu zu schildern und meine sonstigen
Gedanken das Laufen und andere Läufer betreffend hier nieder zu
schreiben. Viel Spaß beim Lesen!
da hab ich ja noch 2 jahre um die 5min auch noch zu schaffen - am liebsten aber auch in paris..
AntwortenLöschenfg